Buchrezension: Die erschöpfte Gesellschaft – Warum Deutschland neu träumen muss

von Hermine Arnold

Stephan Grünewald, Die erschöpfte Gesellschaft – Warum Deutschland neu träumen muss, Campus Verlag GmbH., Frankfurt am Main, 2013, ca. 187 Seiten, ISBN 978-3-593-39817-4, kartoniert, € 19,99 [D], €20,60 [A]

Wir befinden uns in einem Hamsterrad der Überbetriebsamkeit und Erschöpfung. Grünewald führt die erschöpfte Gesellschaft durch Mut zum Träumen aus dem Dilemma, hin zu neuer Kreativität und Innovationskraft. Er macht Lust auf eine traumhafte Zukunft.

Der anhaltende Dauerkrisenzustand aus Immobilien-Banken-Schulden-Euro-Krise erfüllt uns mit Ohnmacht. Grünewald analysiert, dass uns der Blick in eine unsichere Zukunft privat und beruflich in einen Zustand der Überbetriebsamkeit flüchten lässt. Bis hin zur Erschöpfung und Selbstaufgabe ordnen wir uns den Leistungsvorgaben unter. Wir genießen zwar hohes Sozialprestige, wenn wir ein Burnout erleiden. Aber wir sind blind für die eigenen Bedürfnisse geworden und haben das Träumen verlernt.

Das Land der Träumer und Querdenker

Der Autor ist überzeugt, dass das Träumen eine Voraussetzung für das Umdenken und Umgestalten der Wirklichkeit ist. Grünewald glaubt an das Potenzial, die vorhandene Unruhe mithilfe des Träumens in Erfindungs- und Schöpfergeist zu verwandeln. So kann die für seine Effizienz- und Leistungsstärke anerkannte deutsche Nation wieder sein Potenzial für zukünftige Innovationen und schöpferische Schaffenskraft mobilisieren und damit wettbewerbsfähig bleiben.

Den Träumen hinterher hinken

In unseren Träumen verarbeiten wir – so Grünewald – unsere Unruhe, ungelöste Probleme, Zweifel und Wünsche und entwickeln neue Visionen und Zukunftsperspektiven. Aber wir leiden an krankhaften Schlafstörungen. Und wer nicht schläft, träumt auch nicht. Wer nicht träumt, kann seinen Alltag nicht mehr bewältigen und dessen Seele wird krank.

Der Autor untersucht, welchem Erwartungsdruck verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen Deutschlands ausgesetzt sind. So geraten Mütter unter einen zunehmenden Druck in ihren vielfältigen Rollen als Mutter, Geliebte, Karrierefrau oder Freundin. Senioren wollen „forever young“ bleiben, gehen in den Unruhestand und streben nach völliger Selbstbestimmung. Jugendliche aus Patchworkfamilien sehnen sich nach Werten wie Geborgenheit, Treue und Verlässlichkeit und nach einem gemütlichen Zuhause.

Traumhafte Chancen

Welche Chance gibt es, dem Hamsterrad zu entkommen? Grünewald verlangt nach der „Traumlogik“. „In Dehnungsfugen“, also dem Schaffen von Zeitpuffern im Alltag sollen wir wieder einen Bezug zu unseren Träumen finden.

Der Autor zeigt innerhalb von drei Handlungsfeldern, wie  vorhandenes Potenzial für schöpferische Energie mobilisiert werden kann. Durch Abkehr von permanenter Zweckbestimmtheit und Zuwendung zu Phasen des Müßigganges und schöpferischen Innehaltens, schenken wir unserer Seele Zeit zum Arbeiten. Von der Bildung fordert Grünewald das Schaffen von Sinnzusammenhängen statt reiner Wissensakkumulation. Und im Berufsalltag würde man durch ein gemeinsames Leitbild und eine gemeinsame Mission mehr Freude am Tun schaffen.

Zum Buchautor:

Stephan Grünewald ist Mitbegründer und Geschäftsführer des rheingold Instituts für Kultur-, Markt- und Medienforschung. Er ist Trendforscher, Diplom-Psychologe, ausgebildeter Therapeut und Bestseller-Autor („Deutschland auf der Couch“, „Köln auf der Couch“).

Netfinder:
http://www.stephangruenewald.de/buecher.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Gr%C3%BCnewald

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