“If I can make there, I’ll make it everywhere”

Poetischer New York-Führer – Englisch & Deutsch, Helmbrecht Breinig (Hrsg.), WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2005, 203 Seiten, ISBN 3-535-15784-2

An dieser Stelle Frankieboy zitieren? Aber ja doch! Schließlich ist Frank Sinatra selbst, aus einer italienischen Einwandererfamilie stammend, der prototypische New Yorker. Die Stadt von Broadway, Freiheitsstatue, Brooklyn Bridge, Harlem und dem World Trade Center ist immer schon das Ziel der Hoffnung vieler Einwanderer gewesen, nach einem besseren Leben, nach sozialem und wirtschaftlichem Aufstieg, nach Freiheit und Selbstverwirklichung. Ein Symbol des wirtschaftlichen Erfolgs der Vereinigten Staaten und der westlichen Lebensweise.

Kommt das in dieser Anthologie über die Buchstaben zum Leser? Eine Frage, die wir im Kopf behalten wollen und am Schluss wieder aufgreifen werden.

Zuerst einmal ist zu sagen, dass dem Herausgeber und seinem Team ein Band gelungen ist, dem man die Liebe zur Poesie, der Stadt New York und der Aufgabenstellung ansieht. Auch sieht man ihm das Bemühen an, andere New York Anthologien in Qualität und Sorgfalt der ausgewählten Gedichte sowie in der Präsentation derselben zu übertreffen.

Eines der Kennzeichen ist, dass einige Texte, die bereits in anderen Gedichtbänden über New York veröffentlich waren, neu in Deutsche übertragen wurden. Ich will nicht verhehlen, dass ich selbst nicht alle diese Neuübertragungen für gelungen halte. Nun ist Übersetzung immer auch Interpretation, und wir werden in der nächsten Ausgabe dieser Zeitschrift dieses Thema noch ausführlicher behandelt sehen, mit durchaus sehr kontroversen Positionen.

Es ist gut, dass der englische Originaltext und die deutsche Übertragung quasi Seit an Seit gelesen werden können. Der Inhalt ist insgesamt gut gegliedert. Die Abschnitte „New York im Blick der Dichter“, „Multikulturelle Metropole“, „Manhattan – von Downtown bis Chelsea“, „Manhattan Midtown“ und „Bewegung in der Fünf-Städte-Stadt New York“ sprechen unterschiedliche Blickwinkel auf die Stadt an. Dadurch dass die Gedichte selbst aus unterschiedlichen Zeiten stammen und z.T. wiederum andere Zeiten reflektieren, entsteht ein poetischer Mosaikteppich über das, was New York in seiner Vielfältigkeit sein kann oder mag.

Defizite? Ja, einige wenige: Ich hätte mir gewünscht, die Erläuterungen, die sehr viel zum Verstehen der Texte beitragen, aber auch Wissen über die Lyriker, die Stadt und die besprochenen zeitlichten Zusammenhänge vermitteln, wären wie in der Frankfurter Anthologie nicht in einem separaten Abschnitt am Ende des Bandes sondern jeweils gleich im Anschluss an den Gedichttext selbst abgedruckt worden. Das würde unnötiges Blättern verhindern und auch erreichen, dass die Hinweise, die manchmal wirklich wichtige Aspekte für das Verständnis enthalten, vom Leser auch registriert würden. Die meisten Leser sind schließlich weder, was die Stadt New York noch die Lyrik selbst angeht, so belesen und beschlagen wie die Herausgeber.

Auch hätte ich mir ein paar weniger Bilder und Fotographien und evtl. einen Stadtplan mit Vermerk den beschriebenen Orten gewünscht (vielleicht sogar mehrere aus den unterschiedlichen Zeitspannen). Aber was nicht ist, kann in der zweiten Ausgabe ja noch werden.

Insgesamt ist dem Verlag und dem Herausgeber- und Übersetzerteam um Helmbrecht Breinig ein Band gelungen, den man getrost zum Schenken und Lesen empfehlen kann. Besonders als Vor- oder Nachbereitung zu einer Reise nach New York. Damit wäre auch die Frage, ob das sepzielle New York Gefühl zum Leser hinüberkommt, und zwar mit einem entschiedenen Ja.

Netfinder: http://www.wbg-darmstadt.de

Weltweitweb, den 23.10.2005

Walther

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