Die grünen Brüste – Ein Spiel mit den Erwartungen – Rezension

 

von Oliver Bruskolini

Mit Die grünen Brüste ist der erste deutschsprachige Prosaband des rumänischen Lyrikers Florin Iaru erschienen. Manuela Klenke übersetzte die Erzählungen ins Deutsche. Scheinbar erfolgreich, denn es lassen sich spezielle Stimmungen einfangen, die im Nachfolgenden beschrieben werden sollen.

Florin Iaru, Die grünen Brüste, Erzählungen, danube books, Ulm 2020, ISBN 978-3-946046-17-2, Hardcover, 184 Seiten, 18,50€.

Florin Iaru legt einen Sammelband vor, der sich thematisch um Beziehungen und Machtstrukturen innerhalb von Beziehungen dreht. Dabei zeichnet er nicht das klassische heteronormative Beziehungsmuster nach, greift das Patriarchat zwar auf, erhebt es aber nicht zur gültigen Norm.

Viel mehr zeigt er auf spielerische Weise, dass Machtkonstellationen in zwischenmenschlichen (Liebes)Beziehungen wechselhaft sein können und dass es eben keine festen Vorgaben in der Machtverteilungsfrage gibt.

Stilistisch wählt er zwei Wege, zwei Gegenpole, die sich schön ergänzen. Mal zeigt er das Abstrakte in alltäglichen Situationen, mal beschreibt er Alltägliches auf eine abstrakte Weise. So durchbricht er einen monotonen Erzählstil.

Darüber hinaus spielt er mit den Erwartungen. Eine erste Assoziation mit seinem Erzählband war die Enttäuschung. Nicht im negativen Sinne, nein. Viel mehr das Spiel mit gezielter Enttäuschung. Beim Lesen wurden Erwartungen geweckt, die er absichtlich unerfüllt ließ. In anderen Ausschnitten hofft man, dass das Erwartete eben nicht eintritt – und es geschieht.

Bei der Lektüre von Die grünen Brüste lernen Lesende viel mehr über sich selbst, ihre eigenen Normen und Vorstellungen, als ihnen vielleicht lieb ist. Geweckte Assoziationen halten den Rezipierenden geschickt den Spiegel vor. Das ist natürlich nicht immer angenehm.

Auch dass Iaru eher in der Lyrik beheimatet ist, lässt sich an seinem Sprachstil deutlich feststellen. Denn einerseits schafft er es, die kurzen Sequenzen mit Worten in Bilder zu verwandeln, andererseits erinnert die eben erwähnte Abstraktion von Alltag und Abstrusität sehr an den Spagat, den formungebundene Lyrik leisten muss.

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