Buch "Wörterwelten" von Peter Paul Wiplinger aus dem Löcker Verlag

Buchrezension zu „Wörterwelten“ von Peter Paul Wiplinger – Styroporbeschriftungen 2019 – 2022

besprochen von Dörthe Huth

Peter Paul Wiplinger: Wörterwelten – Styropor-Beschriftungen 2019 – 2022. Löcker Verlag 2023, 107 Seiten, kartoniert. ISBN: 978-3990981672, 29,80 Euro.

Experimentelle Literatur auf Styropor

Peter Paul Wiplingers Buch „Wörterwelten“ ist eine Fortführung seiner bisher im Löcker Verlag erschienenen „Schachteltexte“. In diesem Buch im A4-Format dokumentiert der Autor seine zwischen 2019 bis 2022 geschaffenen Styropor-Beschriftungen.
Über 100 beschriebene Styroporverpackungen, wie sie beispielsweise für Fernseher, Waschmaschinen und Elektrogeräte zum Einsatz kommen, hat Wiplinger in jahrelanger Arbeit für seine Textprojekte bearbeitet. Schriftlich festgehalten hat er darauf Assoziationen, lyrische Texte und Notizen. Dadurch hat er eine Verbindung seiner Texte mit den Konturen der Styroporstücke, also Mulden, Fenster und Rundungen, hergestellt, sodass sie zu einem integralen Bestandteil der Objekte geworden sind. Diese Text-Objekte sind als bearbeitete Fotos in Wiplingers „Wörterwelten“ abgedruckt. Hinzu kommen einige längere und viele Kurztexte, die für sich selbst stehen.

Wiplinger schafft Verbindungen von Alltagsobjekten und Literatur

In „Wörterwelten“ erklärt Peter Paul Wiplinger, dass er bei seinem Schaffen „… die einzelnen Wörter in Bezug auf ihre Buchstabenspezifizität“ erforscht hat, denn jeder Buchstabe stelle eigene Anforderungen an den ihn umgebenden Raum (S. 6). Inhaltlich setzt sich Wiplinger mit zentralen Themen auseinander, die sein Schaffen insgesamt widerspiegeln: Wahrheit, Glaube, Krieg, Krankheit, Verfall, Familie – also um Persönliches, Politisches und Gesellschaftliches. Seine Sprache ist dabei teilweise durchdacht, knapp und pointiert, teilweise aber auch Ausdruck eines expressiven und assoziativen Schreibprozesses, der an einigen Stellen eine hohe emotionale Kraft entfaltet. Besonders berührend sind Passagen, die Persönliches thematisieren.

Die fotografischen Darstellungen der beschrifteten Styropor-Objekte wurden von Wiplingers Ehefrau, Annemarie Susanne Nowak, angefertigt und digital aufbereitet. Sie hat die Objekte vor schwarzem Hintergrund abgelichtet, was ihre Wirkung auf die Betrachter*innen verstärkt. Die Verbindung von Alltagsobjekten und Literatur schafft für Betrachtende einen originellen ästhetischen und literarischen Erfahrungsraum. Die Kombination aus handwerklicher Gestaltungsarbeit mit tiefsinnigen poetischen Reflexionen macht das Werk „Wörterwelten“ besonders.

Schachteltexte als literarisches Ausdrucksmittel

In der Vergangenheit hat Wiplinger schon häufig Verpackungsmaterialien genutzt, um seine Gedanken schriftlich zu fixieren und diese Objekte in verschiedenen Ausstellungen und seinem Atelier der Öffentlichkeit präsentiert. Für ihn wirken die Formen dieser Objekte (Schachteln) als natürliche Begrenzungen für seine Texte. Sie wirken wie ein Rahmen, der ein Bild eingrenzt. Sein Buch „Wörterwelten“ stellt eine Fortführung seiner bisherigen „Schachteltexte“ dar, erweitert das bisherige Spektrum experimenteller Literatur jedoch gleichzeitig und überzeugt durch seine inhaltliche Tiefe. Der Verbleib von Wiplingers Objekten im Adalbert-Stifter-Institut unterstreicht den kulturellen Wert seines Schaffens. Dass er sein „letztes Großprojekt“ im hohen Alter noch vollenden konnte, macht „Wörterwelten“ gleichzeitig zu einem Stück Lebenswerk mit persönlicher und gesellschaftlicher Relevanz.

Über den Autor Peter Paul Wiplinger

Peter Paul Wiplinger studierte Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien. In Wien lebt und wirkt er auch heute noch. Gearbeitet hat er unter anderem als künstlerischer Fotograf, Werbetexter und Leiter einer Kunstgalerie. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist unter anderem Mitglied im österreichischen P.E.N.-Club. Sein Gesamtwerk soll um die 50 Bände umfassen, von denen viele auch in anderen Sprachen erschienen sind. Darunter Gedichtbände, autobiografische Erzählungen und Kunstbücher.

Der Löcker Verlag als Literaturverlag

Erschienen sind die vorherigen Schachteltexte sowie das Buch „Wörterwelten“ und Wiplingers aktuelles Werk „Wortschutt“ im Löcker Verlag, einem etablierten, österreichischen Verlag mit Sitz in Wien. Die Verlagsschwerpunkte liegen vor allem auf geisteswissenschaftlichen Werken, jüdischer Kultur sowie Geschichte und Kultur Österreichs. Das Familienunternehmen unter der Geschäftsleitung von Michaela und Erhard Löcker ist Teil einer GmbH und gibt nach eigenen Angaben jährlich etwa 35 Titel pro Jahr heraus.

Fazit zur Buchrezension „Wörterwelten“

Mit „Wörterwelten“ ist Peter Paul Wiplinger eine tiefgehende poetische Auseinandersetzung gelungen, die sich für Leser*innen eignet, die sich auf ungewöhnliche literarische Formen einlassen möchten. „Wörterwelten“ bietet ein intensives Leseerlebnis.

 

 

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