Radio FRO 105.0 – 13.01.2016 19 – 20 Uhr: Der Krieg nach dem Frieden.

Liebe Radiohörer*innen, liebe Kolleg*innen, Literatur im Radio ist wieder angesagt,                                                            

nachfolgend beschriebene Sendung ist am Mittwoch, den 13. Jänner im Freien Rundfunk OÖ bei Radio FRO auf der Frequenz 105.0 MHz zu hören. Die Sendung wird auch von der Radiofabrik in Salzburg am 3. Samstag im Monat (19. März 2016) gesendet und im Archiv der Freien Radios zum an- und nachhören bereitgestellt und auch auf … Liwest-Kunden 95.6 MHz … oder http://www.fro.at/ LIVESTREAM und ON DEMAND

 

Sendetermin:  Mittwoch, 13. Jänner 2016, 19 – 20 Uhr

 

Wiederholung: 14. Jänner 2016 13 – 14 Uhr


Gästin:
    Die Autorin Ruth Aspöck

Aufnahmen & Sendungsgestaltung: Wally Rettenbacher

(Unterlegt wird dieser literarische Exkurs nach Salzburg mit einer Musikauswahl, die sich der Musikgenres der damaligen Zeit bedient und einen zusätzlichen, manchmal fast paradoxen Kontrast zum realen Leben nach dem Krieg erzeugt). 

 

Der Krieg nach dem Frieden.

 

In der Jänner Ausgabe von Summerau,96 möchte ich die Autorin Ruth Aspöck mit ihrem Roman „Der Krieg nach dem Frieden“ (Löcker Verlag, 2014) vorstellen. In einer behutsamen Auswahl einzelner Textpassagen aus dem Roman, liest Ruth Aspöck an passenden, atmosphärisch geeigneten Orten in der Stadt Salzburg (Aufnahme November 2015). Im anschließenden Gespräch erzählt die Vielfältige Autorin über sich und ihr Leben.

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Ruth Aspöck stellt unter dem Titel „Der Krieg nach dem Frieden“ einen Roman vor, der die Nachkriegszeit von 1945 bis 1955 in Salzburg und Linz reflektiert.

Anhand von präzise recherchierten Details liefert sie das Bild einer Zeit und das,  was sich in ihr und nach ihr ereignet hat.

 

Das Werk gliedert sich in monologische Kapitel, die die makrokosmische Geschichte eines Nachkriegsalltags anhand fünf verschiedener Perspektiven  spiegeln.  In diesem  dichten, in direkter Rede gehaltenen Worttreibgut geht es um Ansichten. Einsichten. Verdrängungen. Unterlassungen. Wut.  Vorwürfen. Selbstvorwürfen. Vergebung.

 

Da ist Anatol,  im zweiten Weltkrieg Soldat an der Ostfront, der nach dem Krieg neu beginnen wollte. Er wollte eine neue Welt aufbauen, mit Marie, seiner Frau. Er wollte alles hinter sich lassen. Alles wegschieben, was er an der Front erlebt hatte „ nicht um zu vergessen, so etwas ist nicht möglich. Aber ich tat alles, um nicht ständig daran denken zu müssen“. Da ist sie, die Ehefrau und Mutter Marie, die,  zumindest gedanklich,  versucht, dem engen Korsett, der Rolle, die sie als Frau zu erfüllen hatte, zu entfliehen. Es ist der Versuch beider, sich nach dem Krieg wieder in eine „anständige“ gesellschaftliche Rolle einzufügen.

Das Verdrängte wussten sie nicht anders zu kompensieren als in einer Art innerfamiliären Vaterherrschaftsmodell, das den Familienalltag bestimmt:

Die Mutter. Herbe, barsche Strenge. Schweigen. Missbrauch, psychisch. Strafe.

Der Vater. Strafe. Missbrauch, physisch. Alkohol.

 

Beide sind Zerrissene, die irgendwo zwischen Schuld und dem frei sein davon festhängen.

 

Die Töchter Ursula und Rosa sollten es einmal leichter haben. Möchte  man meinen, wünscht man sich. Aber die erfolglosen Versuche der Eltern,  der Belastung Vergangenheit zu entfliehen, diese „verschlungenen, oft verschwiegenen, falsch oder verdreht erzählten Wahrheiten der Kriegsgeneration“  hat  unterschiedliche Auswirkungen auf die Schwestern: Ursula, die eine, ist ständig verliebt und völlig beziehungsunfähig. Rosa, die andere, führt ein asketisches Leben, hat einen  Sohn und wollte nie eigene Kinder. „Meine eigene Kindheit reicht mir“, sagt sie einmal im Buch. Rosa will lieber in die Welt hinaus, fremde Länder kennenlernen. Sie will lieber beruflich weiterkommen und Karriere machen.

  

Malwine, die Erzählerin, formuliert es im vorletzten Kapitel „der Druck“ treffend:  

„Mir ist längst klargeworden, dass das ungesagte, dunkle, nicht völlig aufgehellt werden wird. Das ist die Bürde meiner Generation, das ist die Bürde der Kinder  der Täter, der Kinder der Opfer. Die Gräuel des überstandenen Krieges machten diese Vätergeneration nicht sanfter, sondern grausamer. Sie handelten leider im Wissen, dass das, was sie ihren Kindern antun, eine geringe Qual ist gegen das Erlebte im Kriege.“

….

 

Musikauswahl:

Lale Anderson – Lili Marleen

Zarah Leander – Der Wind hat mir ein Lied erzählt

Detlev Lais – Servus, Baby

Hans Albers – Auf der Reeperbahn

Caterina Valente – Ganz Paris träumt von der Liebe

Hans Albers/Extrabreit – Flieger grüß mir die sonne (collage)

Marlene Dietrich – Sag mir wo die Blumen sind

Maria Teresa Vera – Veinte Anos

Lale Anderson – Ein Schiff wird kommen /Bonus track

Zur Autorin:

Ruth Aspöck, 1947 geboren  in Salzburg.  Lebt in Wien als freie Schriftstellerin.

Sie studierte in Wien Theaterwissenschaft und Germanistik und absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Linz. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit reiste sie in viele Länder  u. a. nach Kuba. In Wien war Ruth Aspöck Mitbegründerin der feministischen Zeitschrift Auf. Sie betrieb auch die Edition „Die Donau hinunter“ (bis 2008), war Organisatorin zahlreicher Symposien und Veranstaltungen.

Sowie viele literarische Publikationen und Herausgabe zahlreicher Anthologien und Dokumentationen etwa über das von Rolf Schwendter mitbegründete „Erste Wiener Lesetheater oder das berühmte Wiener Galeriecafé, ein Ort künstlerischer Begegnungen.

Web: www.donauliteratur.at

 

tune ein oder hör nach! Danke!

alles liebe

wally rettenbacher

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