Die Unverschämtheit wurde getoppt: Büchersendungensgebühren um 50 Euro-Cent und mehr gestiegen

Kommentar von Walther

Es ist wirklich nicht leicht – und ein ziemlich teures Hobby -, in Deutschland Literaturförderung zu betreiben. Ich habe das in den letzten etwas über 15 Jahren selbst erfahren dürfen: eine Erfahrung, die ich mir und anderen lieber ersparen würde, die aber wohl unausweichlich ist. Die Hürden sind hoch, und ohne Geld oder Sponsoren kann man das nicht lange durchhalten, weil der Erfolg gerade im Bereich der kurzen bzw. kleinen Literaturformen noch seltener gelingt als in den Segmenten Belletristik und Sachbuch. Mit der Herstellung und dem Verkauf von Gedicht- oder Kurzgeschichtenbänden lässt sich, bestätigt jeder Verleger freihändig, eigentlich kein Geld verdienen – Ausnahmen bestätigen die Regel.

Literaturzeitungen und -projekten geht es ähnlich. Nur Objekte mit Zuschüssen durch die Kultusverwaltung schaffen es, eine regelrechte Redaktion und ein kleines Büro zu haben oder wenigstens Druck, Versand und Vermarktung durch diese Gelder kostendeckend abwickeln zu können. Wir bei zugetextet.com schaffen das nicht. Wir hätten vielleicht eine Chance bei einer Auflage von ca. 500 Stück. Aber welche der kleineren Literaturmagazine bzw. -zeitschriften schafft das schon, wenn Auflagen von Poesiebänden selten eine Auflage von 300 Stück überschreiten? Die Antwort liegt auf der Hand: sehr wenige bzw. fast gar keine.

Die Erhöhung der Postgebühren für Bücher- und Warensendungen per 01.01.2020 haben dieses Ziel noch weiter hinausgeschoben. Die Erhöhungen sind gewaltig:

Inland
* 500 g von € 1,20 auf € 1,90
* 1000 g von € 1,70 auf € 2,20

Freundlich wäre das mit dem Begriff „Frechheit“ wohl richtig umschrieben. Es scheint so zu sein, dass die Post bei uns riesige Erträge und Abwälzmöglichkeiten vermuten. Das mag für Amazon, Otto und Co. gelten, die sowieso einen Firmenvertrag mit ganz anderen Bedingungen abschließen. Wir aber, Kleinverlage, Zeitschriften und Co., haben keine Ausweichmöglichkeiten; für uns wird das existentiell.

Im Ausland hat sich systemisch einiges verändert. In unserem Fall gilt der Einzeltarif bei einzelnen Sendungen, bei Sammelsendungen käme der Kilotarif evtl. in Frage, aber dazu müsste man erst eine richtige Waage beschaffen.

Ausland (Einzeltarif)
* 500 g € 3,20
* 1000 g von € 7,00

Das bedeutet, dass wir in Zukunft nicht einmal mehr unsere Belegexemplare werden kostenlos versenden können. Wenn wir Druck, Verpackung und Porto zusammenrechnen, kostet jedes Autorenbelegexemplar unserer Doppelausgabe fast 8 €uro. Das ist eigentlich nicht mehr vorzufinanzieren. Damit kommen wir in eine gerade unmögliche Situation, die wenigstens mir unausweichlich erscheint. Ehrlich gesagt habe ich, als ich diese Preisänderung sah, erst „Scheiße!“ und danach „Die haben doch ein Rad ab!“ in den zum Glück leeren Raum gebrüllt, in dem das Lager der Ausgaben sich befindet und der Versand vorbereitet wird (das muss auch noch vorgehalten werden, nebenbei bemerkt).

Man stellt sich die ehrliche Frage, ob angesichts dieser Situation besser auf den Druck verzichtet werden sollte. Wir alle wissen jedoch, wie wichtig das haptische Erleben für uns Menschen ist, eBook hin oder her. Wenn man als Autor seinen Text gedruckt in der Hand hält, ist das Erleben allemal ein anderes, als wenn wir ein PDF downloaden. Das kommt einem irgendwie ärmlich und falsch vor. Und doch drängt uns die Post genau in diese Richtung und sägt damit sich selbst den Ast ab, auf dem sie sitzt – und macht die Literatur um ein Erlebnis ärmer, das wir irgendeinst alle vermissen werden, so weit wir uns noch erinnern können. Eines ist sicher: Man kann nur zu einem handfesten Buch, das man fühlen kann, eine emotionale Verbindung aufbauen – eine Datei ist nichts, zu dem es einen Bezug gibt, sie ist vor und nach dem Aufrufen ein Haufen Bits und Bytes, die nach Gebrauch spätestens absolut irrelevant sind.

Interessante Links:
An Dichter denkt in Deutschland keiner, auch die Dichter nicht
Liebe Deutsche Post, Deine Preise für Büchersendungen sind eine Sauerei, mit Verlaub!

Gebühren der Gelben Post:
https://shop.deutschepost.de/briefversand/spezielle-versandformen/buechersendung-und-warensendung
https://shop.deutschepost.de/informationen-zum-internationalen-warenversand

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