Grenzposten und Vollpfosten – eine (nicht nur österreichische) Satire

Grenzposten und Vollpfosten

 von Gerhard Benigni

Anmerkungen der Redaktion: Der nachstehende Beitrag bezieht sich nicht nur, aber auch auf die österreichische Innenpolitik. Daher raten wir der Leserin und dem Leser, sich ein wenig in die aktuelle Berichterstattung der schönen Alpen- und Donautal-Republik im Südosten des deutschen Sprachraums einzulesen. Das ist insbesondere zu empfehlen, um das eine oder andere Wortspiel in seinen diversen Ausdeutungsmöglichkeiten im vollen Umfange zu estimieren. Wobei wir festhalten möchten, dass gerade sie ein wesentlicher Grund des Genusses sind, den wir beim Lesen dieses Spracherlebnisses hatten.

Des Weiteren stellen wir anheim, das eine oder andere Angesprochene durchaus global im weltumspannenden Sinne – Humor war noch immer (nie) Trump(f) – und durchaus europäisch/innerdeutsch/schweizerisch verstehen zu sollen bzw. wollen. Allerdings sollte man jemanden dabeihaben, der einem die satirischen Brocken, die einem im Halse stecken bleiben, wieder freiklopft. Man könnte, und der ganze Laden mit, sonst daran ersticken und vorher lilablau anlaufen.

Ebenso schlagen wir vor, sich Lederhosen oder einen entsprechenden mittellangen Lederrock anzuziehen, denn, wenn die Brocken sich gelöst haben, könnten anderenfalls die Schenkel erst rot vom darauf Klopfen anlaufen und danach lilablaue Flecken bekommen, so man sich nicht zuvor mit Fellfäustlingen, die auch bei einer Schneewanderung in den herrlichen österreichischen Bergtälern dienlich sein sollen, wie man sagt, ausgestattet hat.

 

Wo sind sie, die Grenzen? Doch nur in unseren Köpfen. Oder? Der Vorhang ist gefallen. Das war einmal. Vor Jahren. Damals im Osten. Im Sommer 2015 wieder das gleiche Theater. Neue Barrikaden werden hochgezogen. Man findet einfach nicht den richtigen Draht zu den Flüchtlingen. Stattdessen 175 Kilometer Stacheldrahtzaun zur Grenze nach Serbien. Ungarn macht dicht. Ein orbanisiertes Verbrechen an der Menschlichkeit? Oder eine europäische Art des Artenschutzes? Die Medien stets live dabei. An vorderster Front. Zaungäste sozusagen. Auch hier in Österreich schaut man zu. Ganz und gar kein goldener Herbst. Innenministerin und Konsorten machen eiserne Mienen zum bösen Spiel. Die Regierung kommt keinen Schritt voran. Endlose Diskussionsrunden drehen sich um das Thema Flüchtlinge ebenso wie im Kreis, während die Flüchtlingsproblematik immer weitere Kreise zieht. Quer durch Europa. In höheren Kreisen trifft sich die High Society des Landes in Bad Ischl. Beim Zauner. Geh Sisi! Aber Franz! Geh Johanna! Aber Werner!

Die gesamte Flüchtlingspolitik ein einziges Chaos. Nicht nur die Asyldebatte geht schleppend voran. Kein Wunder, dass da hie und da Flüchtigkeitsfehler passieren. Wie im August 2015. Im Burgenland. 71 Tote. Alle in einem Lastwagen. Schwere Last. Untragbar. Auch an der Grenze des Erträglichen. Die veröffentlichten Fotos in der Kronen Zeitung. Geschossen aus dem toten Winkel. Makaber. Das schlägt der Fassung den Boden aus. Als Konsequenz wird erst die Wiedereinführung von Grenzkontrollen und danach ihre Revolververlängerung gefordert. Ob wir in Europa von Schengen abkommen?

Die Nachrichten im Fernsehen berichten von geplanten Verkehrskontrollen in Grenznähe. Lastwägen sollen verstärkt kontrolliert werden.
„Die Schlepperei ist aller Laster Anfang“, betont die Frau Innenministerin.
„Von der Straße auf die Schiene. Es gilt, den Grenzverkehr zu verhindern, ihn zumindest in geordnete Bahnen zu lenken“, lenkt die Verkehrsministerin gekonnt ein und ab.
Der Kanzler. Seine Frisur sitzt. Keine Flüchtlingswelle auszumachen. Ansonsten schweigsam wie ein Grenzstein. Kanzlerintimus Ostermayer entschuldigend, aber immerhin hörbar: „Auch ein Kanzler hat seine Grenzen.“
Wo sich ehedem bei den gemeinsamen Pressekonferenzen Vizekanzler Django als Koalitionspartner noch Faymanns Worten ansch(l)oss, steht seit Mai 2016 ein motivierter Weichensteller alleine den Medien bei Kernfragen Rede ohne Antwort. Aus den Reihen der ÖVP mit Johanna und ihrem Scheiterhaufen ist zu hören: „Wir Schwarzen kennen keinen Rassismus. Wir distanzieren uns von einer pauschalen Ausländerfeindlichkeit.“
Die Opposition beschränkt ihre Anteilnahme an den grenzgenialen Lösungsansätzen der Regierung auf die vehemente Forderung nach umgehender Verbringung der Flüchtlinge.
„Die Sache duldet keinen Aufschub. Wir fordern konsequenten Abschub“, hat eine Strache-Befragung ergeben. Mit „Traiskirchen darf nicht Aleppo werden“ hat er noch eines draufgesetzt.
Nur die Grünen sehen in der Aufnahme von Flüchtlingen keine zusätzliche Umweltbelastung für unser Land. Parteichefin Glawischnig wird trotzdem nicht müde, unentwegt zu betonen, dass EVA nicht als Abkürzung für Erstaufnahme-, Verteiler- und Asylzentrum steht. Die Neos haben die rosa Brille abgelegt und sind betrübt ob der prekären Flüchtlingslage(r). Ein gewisser Nationalstrolz ist dennoch unverkennbar. Das Team Stronach bleibt auf der Suche nach einer Abgrenzung zu den anderen Parteien indessen bei seiner sogar aus den eigenen Reihen verfluchten Forderung nach Berufskillern. Und das BZÖ formiert sich. Allerdings nicht gegen den Flüchtlingsansturm, sondern sich selbst.

Über Kurz oder lang: Das Thema Integration bleibt brisant. Über die Aufteilung wird gestritten. Nicht nur unter den Ländern. Auch im Land herrscht Meinungsverschiedenheit. Kleine Wohneinheiten oder to be containued? Und es wird weitergemacht. Seit Monaten scheint eine Lösung nahe. Das wäre auch gut so. Denn die Zeit drängt. Daher noch einmal die Frage: Wo sind sie, die Grenzen? Doch nur in unseren Köpfen. Oder sind sie irgendwo? Wo auch immer. Hellere Köpfe braucht das Land. Nicht nur im Süden. Seit Mai sind sie nun da. Drozda. Duzdar. Und Doskozil. Der Klugscheißer, pardon, -nachfolger. Schwere Geschütze aufgefahren. Wie etwa den Leichtfried. Struktur in Infrarot. Wenn er nur mal nicht versackt. Der neue Bildungsweg. In der Hammerschmidgasse. Und der Ballhausplatz wurde zum Kerngehäuse. Ausgepfiffen. Sein Vorgänger. Vorm Anpfiff zur EM. Ball. Haus. Platz! Sitz! Hierher! Auch abberufen. Die Mikl-Leitner. Flucht nach Niederösterreich. Nach Sankt Pröllten. Zunächst nur Glatzenpolitur. Später dann Johanna, die Alleinerwin. Uneingeschränkte Macht. Weit über die bundesländlichen Grenzen hinaus. Als Tauschkandidat. Sobotka. Nicht Werner. Wolfgang. Weder hektisch. Noch lustig. Der neue Frauenminister. Oder für innen. Wie man so sagt. Korrekt gegendert. Jedenfalls. Alle voll auf Wechselkurs. Und der Euro. Der schwächelt vor sich hin. Endstation Eurozone. Alles aussteigen.
„Grenzen zu! Raus aus der EU!“
Bei seinem Lieblingsthema Ausländer erzählt er uns das Blaue vom Himmel. Der H. C. Nicht der Hans Christian. Der Heinz-Christian. Nicht der Andersen. Der andere Schauermärchenonkel. Früher. Da nannte man das Propaganda. Heute. Auf Neudeutsch Märchendising.

Zwischendurch Wählerstromanalysen kontra Flüchtlingsstromabschaltung. Danke, Wasserkraft. Danke, Dirk Stermann. Danke, Christoph Grissemann. Bitte, danke, Heinz Fischer. Es war uns ein Volksfest. Ein Kommen und Gehen. Die Völker wandern. Land der Pogrome. Land am Flüchtlingsstrome. Viel gestürmtes Österreich. Dagegen. Obergrenzwertige Ansätze. Vermeintlich mit Migrationshintergrund. Selbst ist das Land. Flucht nach vorne. Brennerschließung. Echte Wolf-Fans wissen. Den Brenner dicht machen. Das geht mit drei Bier. Wolf Haas. Nicht Armin Wolf. Aber Namen hin. Namen her. Bellende Präsidenten entgleisen nicht. Sie sind vogelfrei. Rauchzeichen statt Handzeichen. Und Raucherzonen statt Flüchtlingszonen. Oder doch drogenfrei und unabhängig? Völlig legal.

Moment mal. Flüchtlinge. Ach ja. Da war doch noch was. Miteinander. Nicht gegeneinander. Unser Land. Gespalten. Entzweit. Geteilte Meinungen. Nicht nur auf Facebook. Die Hieb- und Stichwahl. Kein Erdrutschsieg. Stattdessen tiefe Gräben. Gräbenslänglich. Mittendurch. Halbe-Halbe. Fifty-fifty. Ohne Joker. Ein Teil um Wiedervereinigung bemüht. Österreich gibt sich einen Ruck. Rechtsgelehrte zweifeln sie an. Die Wahl. Die richtige. Wahlkarten und Landkarten. Österreich als Wahlheimat. Flucht und Segen. Verflucht. Da war doch noch was. Eine rasche Lösung muss her. Es besteht Fluchtgefahr. Abschieben. Verschieben. Die einzige Wahl. Aufgehoben. Aufgeschoben. Auf, auf und klebe wohl, tu felix Austria!

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