Hinter den Kulissen der Mülheimer Lesebühne – Interview mit Organisator Manfred Wrobel

von Oliver Bruskolini

Die Mülheimer Lesebühne ist eines der bekannteren Formate für vielseitige Literatur im Ruhrgebiet. 2009 fand die erste offizielle Veranstaltung im Mülheimer Hotel Handelshof statt. Doch die Geschichte der Lesebühne beginnt schon vorher. Der Mitbegründer und Organisator Manfred Wrobel hat sich unseren Fragen gestellt und zeigt auf, welch organisatorischer Aufwand hinter literarisch-künstlerischen Veranstaltungsabenden steckt …

©Manfred Wrobel

Die Mülheimer Lesebühne besteht jetzt seit gut zehn Jahren und hat sich mittlerweile fest in der Szene etabliert. Das Konzept entspricht einer quasi-offenen Lesebühne, die lediglich eine vorherige Anmeldung erfordert. Wie kam es zur Idee, eine solche Veranstaltungsreihe aufzuziehen?

Da muss ich in der Tat etwas in die Tiefe gehen. Im Jahr 2003 gründete ich die Autoren-und Künstler-Plattform Manfred Wrobel. In diesem Rahmen führten wir seit 2006 Lesungen und Kunstausstellungen mit Musik, hier in Mülheim an der Ruhr, durch. Veranstaltungsorte waren das Atelier vom Künstler Friedhelm Brandt im Schloß Styrum und auch die alte Volkshochschule an der Bergstraße. Darüber hinaus wurden wir u.a. auch zwecks eines deutsch/polnischen Dialogs zu einer Lesung in die Deutsche Botschaft in Warschau und im Haus der Kultur in Warschau eingeladen.
Bei den Veranstaltungen hier in Mülheim an der Ruhr übernachtete meine Autorenkollegin Sabine Fenner, die aus Kölln-Reisiek in Schleswig-Holstein stammt, immer im hiesigen Hotel Handelshof.
Die damalige Geschäftsführerin Anna Ladage bekam unsere Aktivitäten durch Gespräche mit der Autorin Fenner mit und war sehr interessiert. Anfang 2009 kamen wir zusammen und beschlossen solche Veranstaltungen auch im Hotel Handelshof durchzuführen.  Da es in Mülheim noch keine Lesebühne gab, kamen wir auf den Namen „Mülheimer Lesebühne“.

Bei meinem eigenen Auftritt auf der Mülheimer Lesebühne hatte ich den Eindruck, dass die Anwesenden eine Mischung aus neuen Gesichtern und Stammpublikum waren. In vielerlei Hinsicht wirkte der Umgang vertraut, fast schon familiär. Ist es das, was die Mülheimer Lesebühne ausmacht – die Mischung aus „alten Hasen“ und „jungen Talenten“? Was würdest du sagen, ist kennzeichnend für die Mülheimer Lesebühne?

Ja, das kann ich nur bestätigen, bei uns lesen viele „alte Hasen“, wie z.B. Astrid Korten, Wolfgang Brunner, Ina May, Renate-Rave-Schneider, Michael Pilath, Klaus Märkert, Peter Märkert und Dagmar Schenda und Kurt Guske immer wieder sehr gerne. Aber auch junge Talente bekommen sehr oft eine Chance ihre Werke vorzustellen.
Dabei haben wir schon ein Stammpublikum, es kommen aber auch  stets neue Gesichter dazu.
Für einen vertrauten Umgang sorgen unsere tollen Moderatoren Peter Roßkothen und Christiane Rühmann aufgrund ihres rheinischen und bergischen Naturells.

 

Mit jeder Veranstaltung ist eine Menge Organisationsarbeit verbunden. Das Programm muss zusammengestellt, die Lesung vorbereitet und beworben werden. Welche sind die schönen, welche die lästigen Aufgaben? Wie können sich unsere LeserInnen einen typischen Organisationsablauf einer einzelnen Lesebühne vorstellen?

Die Organisation ist jedes Mal sehr umfangreich. Zunächst kümmere ich mich um Fotos und Kurzviten der Autoren. Dann geht es um die Erstellung der Plakate. Die werden stets durch den Künstler Pavel Hulka kreiert. Ich sende ihm die entsprechenden Daten, er setzt das um.
Darauf folgt der Pressebericht, den erstelle ich und sende ihn an lokale Zeitungs-Redaktionen. Werbung bei Facebook und teilweise auch bei YouTube (kleine Videos) sind weitere Schritte.
Die Anmeldung im Hinblick auf den musikalischen Beitrag an die GEMA muss auch zeitgerecht erfolgen. Anschließend ist eine musikalische Reihenfolge (bis 6 Wochen nach der Veranstaltung) zwingend erforderlich. Da bin ich sehr froh, dass Sabine Fenner die Gestaltung unserer Homepage übernimmt. Darüber hinaus erstellt sie auch den jeweiligen Ablaufplan.

Als lästige Aufgaben empfinde ich das Ausdrucken  und Sortieren /Klammern der Ablaufpläne. Das sind so um die 50 Stück. Auch das Verteilen der Plakate ist nicht so prickelnd. Es gibt zwar bestimmte Anlaufstellen, aber manche Geschäfte/Leute stellen sich da quer.

 

Du machst das Ganze seit mittlerweile zehn Jahren und hast sicher eine Menge erlebt. Was würdest du sagen waren die denkwürdigsten Augenblicke der Mülheimer Lesebühne? Gab es Auftritte, die dich besonders bewegt haben? Gab es kleine Katastrophen?

Da gibt es tatsächlich bewegende Momente. Gefreut habe ich mich sehr über die Bewerbung von dem großen Musiker und Sänger Jann Klose aus New York.  Der hat schon mit den Beatles gespielt und zahlreiche amerikanische Filmtitel bereichert. Da haben wir am 22.08.2014 eine Sonder-Mülheimer-Lesebühne organisiert. Natürlich im Hotel Handelshof.
Dazu kam noch der bekannte Schriftsteller Horst Eckert, der las aus seinem Buch „Schwarzlicht“.
Des Weiteren kamen Klaus Märkert, Christiane Rühmann, Dagmar Schenda, Gabriele Pluskota dazu.
Auch Daniel März (klassische Gitarrenmusik) und der Schlagersänger Oliver Stein „Nur zusammen sind wir stark“ waren dabei.

Bewegend war auch der Besuch des Wiener Radiomoderators Marc Carnal am 02.11.2012.
Er las aus seinen Werken vor.

Ganz wunderbar fand ich die Einladung vom Mülheimer Pfarrer Manfred von Schwartzenberg.
Er lud uns ein, im Kulturjahr 2010 in der Auferstehungskirche „Heilig Kreuz“ jeden Monat, immer samstags eine Lesung, Kunstausstellung mit Musik in der Kirche, die auch ein Kolumbarium ist, zu veranstalten.
Das Motto hieß „ Spirituelle Kulturtankstelle“.

Das waren tolle Veranstaltungen, die sehr gut besucht waren.
Daraus ist auch ein Buch entstanden.

Kleine Pannen lassen sich nicht immer vermeiden. So fiel bei einer Veranstaltung mal die komplette Technik aus. Unser Sologitarrist und Leiter der Technik, Mitchel Summer hat da sehr schnell und professionell geholfen.

Die Anzahl der bisherigen Mülheimer Lesebühnen (63) bezieht sich nur auf die Veranstaltungen im Hotel Handelshof.

 

 

3 thoughts on “Hinter den Kulissen der Mülheimer Lesebühne – Interview mit Organisator Manfred Wrobel

  1. Als ich das erstemal zur Lesebühne eingeladen wurde, war ich sofort begeistert. Manni ein Mann aus echtem Schrot und Korn. und alle anderen Schreiber, bestätigten mich in meiner Arbeit. Hier bekommt man das Gefühl, wertvoll und wichtig zu sein. Hier lernt man tolle Menschen kennen und fühlt sich wohl. ich kann die Mülheimer Lesebühne, nur jedem Autor und Künstler wärmstens emphehlen. Danke Manni und allen anderen Mitwirkenden.
    Herzlichst
    Oppa Kurt.

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