Don Winslow The Border Paperback

Wie es ist und bleibt, wenn sich nichts ändert – Don Winslows „The Border“ rezensiert

von Walther

Der 2. Teil unserer Besprechungsreihe mit englischsprachiger Literatur reiht sich fast bruchlos an Teil 1.

Don Winslow, The Border, William Marrow an Imprint of HarperCollins 2019, ISBN der UK Ausgabe 978-0-00-822754-8, Big Print Paperback, 716 S., £ 12,99, Normalgröße £ 8,99
Erscheint auf Deutsch erschienen als: Jahre des Jägers, Droemer Knaur, München am 01.04.2020, ISBN: noch nicht bekannt, als Taschenbuch € 16,99

„The Border“ ist der letzte Teil der Kartell-Trilogie um den Drogenkrieg an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, deren Protagonist der US-Staatsdiener, Privatermittler und zuletzt auch DEA Chef Art Keller ist. Wer über die USA, Mexiko, die Staatsgrenze, die Mauer, Donald Trump und die Verquickung von Drogenmissbrauch, Wirtschaft und Politik in beiden Staaten etwas lernen will, dem sei angeraten, dieses Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen.

Wir haben in Europa keinerlei Bild von der US-amerikanischen Drogen- und Opioid-Epidemie. Noch können wir im Entferntesten ermessen, wie das Drogengeschäft Mexiko und die USA bis in die höchsten Kreise wie ein Krebsgeschwür eingedrungen ist und sie in einigen Bereich bereits ganz oder völlig überwuchert hat. Bessere US-Kriminalroman-Autoren schreiben nicht nur spannende Krimis – sie übernehmen zugleich auch einen politischen und sozialen Bildungsauftrag. In dieser Prägnanz ist das bei deutschen Krimiautor*innen seltener.

Wer diesen beklemmenden, spannenden, an einigen Stellen bis zum Erbrechen brutalen Roman liest, wer sich durch die vielen Seiten und die Verästelungen der einzelnen Handlungsstränge hindurchfrisst, weiß nachher mehr über Nord- und Mittelamerika, als ihm oder ihr vielleicht lieb ist. Das Buch ist eine Herausforderung – nicht nur der schieren Länge wegen. Es ist selbst dann verständlich, wenn man die anderen beiden vorhergehenden Teile nicht kennt. Den Rezensenten hat es angeregt, die beiden anderen Teile zu erwerben und nach und nach zu lesen, vielleicht mit dem Ergebnis, dass am Ende der 3. und letzte Band der Trilogie nochmals zu Hand genommen wird. Es wird versprochen, davon auf zugetextet.com zu berichten.

Nachdem man ihn nach einer Geheimoperation eine Weile zum offiziellen Nichtstun verdonnert hat, wird Art Keller in der letzten Phase der Obama-Administration zum Direktor der DEA ernannt. Die DEA ist die Drogenpolizei des Bundes mit Sondervollmachten und ist durchaus nicht nur den USA sondern im Gegensatz zum FBI, das für alle anderen Verbrechen zuständig ist, wie die CIA auch im Ausland aktiv. Im Rahmen seiner Ermittlungen bekommt die DEA Erkenntnisse zugespielt, die eine Verstrickung höchster Kreise in New York andeuten, die bis in die direkte Nachbarschaft des neuen republikanischen US-Präsidenten reichen.

Am Ende decken Art Keller und sein Team die Machenschaften auf, können sie aber nicht eindeutig beweisen. Er wird von der neuen Administration gefeuert und muss sich vor Gericht verantworten. Mit einem Showdown endet der letzte Teil. Wir wollen nicht spoilern, um die Spannung dieser Tour de Force, die die Protagonisten um Art Keller durch Nordmexiko, Texas, New York und Washington DC führt. Hier werden alle Stricke gezogen, die gezogen werden können, es wird in jeder Hinsicht über die Grenzen geschlagen, bis am Ende niemand mehr nur ist, aber dafür klar, wo die Bösen und ganz Bösen sitzen.

Hoffnung macht nur der heldenhafte Einsatz der Wenigen, die alles in Waagschale werfen, um das Schlimmste zu verhindern, ihre Liebsten, sich selbst, Gesundheit, Leben und Reputation – sonst bleibt davon wenig übrig. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es auf jeden einzelnen von uns ankommt, damit das Gute die Überhand behält. Wenn einer uns und die Welt retten kann, dass ist es der, der vor dem Spiegel steht, wenn er oder sie sich danach fragt, wie man die Welt denn um Himmels Willen und in drei Teufels Namen retten soll.

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